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Freitag, 29. November 2013

Halbzeit!!

Da lade ich für euch meinen Rundbrief mit Fotochens hoch, denke, dass ich jetzt erstmal für eine Zeit lang keinen Blog mehr schreiben „muss“ und schwubsdiwubs, ist schon wieder ein Monat rum und ich denke, ach, könntest ja mal wieder einen Blog schreiben! Für den Anfang ein paar Zahlen: Heute ist der 92. Tag, es sind nur noch 89, in 25 Tagen ist schon Heiligabend (den hier irgendwie niemand so wirklich feiert, zum Glück hat mir meine Schwester Eli einen Adventskalender geschickt!) und in 28 Tagen geht’s für zwei Wochen auf Südindien-Reise! Die Reiseroute haben wir schon geplant und fast alle Übernachtungsmöglichkeiten sind reserviert. Das wird ein Abenteuer werden, da bin ich mir ganz sicher! Oft werde ich gefragt, was es denn Neues von meinem abenteuerlichen Leben in Indien gibt, wo doch jeder Tag soooo aufregend sein muss!! Wenn ich dann Situationen erzähle, merke ich erst, wie abenteuerlich es wirklich manchmal ist, zumindest aus nicht-indischer-Sicht. Für mich ist nämlich alles so normal geworden, ich fühle mich so indisch und wundere mich jeden Tag wieder, warum ich denn immer noch so angestarrt werde...? Weil ich immer noch weiß bin, tja, das ist so eine Sache, die sich eher schlecht ändern lässt. Ansonsten habe ich mich dem indian-lifestyle schon wirklich angepasst: Ich kann auf Bastmatten schlafen, ohne Decke (weil die Regierung den Strom gefühlt willkürlich an- und ausstellt, wäre eine Decke ohne Ventilator sowieso eher nervig) und als Kissen nehme ich eine Frosch-Handpuppe. Indische Toiletten gehören für mich auch dazu. Wer nicht weiß, was das überhaupt ist: Ein Loch im Boden mit schönen Fußabstellplätzen daneben und einem Eimerchen zum Spülen (Plumpsklo trifft es zwar nicht ganz, aber irgendwie ja doch :D). Weiter geht’s mit dem Essen! Lecker Fingerfood, schmeckt viel besser, als mit Besteck! Tee trinke ich nicht aus einer Tasse, sondern aus einer kleine Blechschale, darin kühlt es einfach besser ab. Und ich hatte an einem tag den gleich „hairstyle“, wie die Mädchen, die noch zur Schule gehen! Könnt ihr auf einem der Fotos sehen. Mich grundsätzlich verständigen zu können, ist immer noch so eine Sache. Der wunderbare Spruch „Irgendwie geht das schon, mit Händen und Füßen oder so“, ist leider nicht so wunderbar, weil hier Handbewegungen, oder Zeichen gar nicht das gleiche bedeuten, wie in good old Germany, z.B. die „Komm her“-Handbewegung macht man hier ganz anders. Zumindest das, hab ich immer gedacht, klappt bestimmt überall, aber Pustekuchen. Zum Glück habe ich durch Beobachten und Fragen vieles durchschaut, sodass die Kinderchens wissen, was ihr Akka ihnen sagen möchte. Auf mich zu hören ist trotzdem nicht ihre Lieblingsbeschäftigung. Das liegt zum einen am fehlenden Stock in meiner Hand, mit dem sie normalerweise „zurechtgewiesen“ werden und zum anderen daran, dass es ganz normale Kinder sind, die manchmal einfach keine Lust haben, das zu machen, was sie sollen. Da bin ich gerade an einem Punkt, an den ich mich leider auch schon etwas gewöhnt habe, ohne es eigentlich zu wollen. Am Anfang bin ich immer noch richtig zusammengezuckt, wenn ein Kind, oft ohne ersichtlichen Grund, mit dem Stock, oder mit der Hand geschlagen wurde. Die Erzieherinnen in den Kindergärten, in denen ich bis jetzt war, haben alle gute Ausbildungen und wissen eigentlich, wie man Kinder zurechtweisen kann, ohne zu schlagen. Angedeutet wird es aber seeeeeehr oft. Mittlerweile weiß ich aber auch, dass die Inder an sich etwas ruppiger miteinander umgehen. Vorallem, wenn man sich wirklich gern hat, wird ordentlich gehauen, oder echt doll in die Wange gekniffen, wie man es in Deutschland eher von Omis kennt („Bist du aber groß geworden!“, o.ä.). Zurück zum Verständigen: Ich kann viele nützliche Wörter auf Tamil, auch die Zahlen von 1-5 und worauf ich richtig stolz bin: Ich kann meinen Krippenspieltext endlich auswendig, den ich jetzt ständig allen aufsage. Wir sind nämlich zusammen der Engel Gabriel und die Mädels stehen total drauf, wenn ich so tue, als hätte ich Flügel und würde damit rumflattern. Hach, meine Mädels! Die sind so cool und so süß und so witzig und so frech und so lieb und ich hab sie alle sooo gern! Meine Englischclass hat mich lange wirklich frustriert und ich hatte einfach keine Motivation mehr, weil ich gemerkt habe, dass sie zwar die englischen Wörter und Sätze gelernt haben, aber nicht wissen, was es bedeutet. Einmal haben wir Montagsmaler gespielt und ein Mädchen sollte ein „House“ anmalen. Das Wort kannte sie sehr gut, aber was das jetzt sein soll.. „No understanding, akka!“ :(. Jetzt habe ich das ganze eher spielerisch gemacht, sodass ich schon versuche, richtiges Englisch beizubringen, mich aber viel eher freue, wenn sie einfach etwas erzählen, so gut es eben geht und dadurch lernen, sich zu trauen und flüssiger zu sprechen. Uuuund es macht mir wieder Spaß! Meine Fluteclass war ja schon von Anfang an hammermäßig und gestern haben alle zusammen das Lied für die Christmas-Function am 8. Dezember fehlerfrei gespielt, da war ich ich aber stolz! :) Bei dieser gigantischen Feier sind wir für die Dekoration zuständig, sodass wir ganz viele Glitzer- Materialien eingekauft haben und fleißig mit den Mädels Sterne in Massenproduktion basteln. Letzte Woche war das Zwischenseminar, mit ca. 20 anderen deutschen Freiwilligen aus Indien, im eine Stunde entfernten Tranquebar, direkt am Meer (Foto) und die letzten zwei Tage waren wir im etwas weiter entfernten Trichy, wo wir den Hauptsitz der Tamilischen Kirche und zwei Tempel (ein Foto zeigt den Ausblick eines Tempels, der auf einem Berg liegt, über Trichy!) besucht haben. In dieser Woche haben wir viel über Erlebtes, Zukünftiges geredet, was und stört, was wir so gar nicht verstehen, was wir noch machen möchten und ich habe es einfach genossen, mal rauszukommen, mich mit anderen austauschen zu können. Geschockt war ich aber anfangs, weil alle so weiß waren, haha. Die Moskitos lieben mich noch immer abgöttisch, sodass ich auf dem Seminar eine kleine Entzündung am großen Zeh hatte, mit der ich zum Arzt musste. Der hat mir dann vier verschiedene Tabletten verschrieben und zwei Salben. Was das für Tabletten waren, wusste ich bis auf Paracetamol nicht, aber die Salben haben geholfen! Läuse habe ich gerade glaube ich auch wieder, bin mir da immer nicht so sicher, hat hier aber wirklich jeder, sodass es mich überhaupt nicht mehr stört :D. Die indische Dauer-Beschallung (Hupen, Moscheen, Beerdigungen, bei denen die Leiche mit Kanonenschüssen durch die ganze Stadt gefahren wird, usw.) ist so normal, dass, wenn mal alles leise ist, ich völlig verwirrt bin, was ich denken soll! Der Verkehr macht mir auch keine Angst mehr und Rikscha-Düsen geht ab! Ich erzähle hier einfach so vor mich hin, was mir so in den Kopf kommt und hoffe einfach, es sind Sachen, die euch interessieren? :D Wie oben erwähnt, weiß ich oft nicht, was abenteuerlich ist und was nicht. Oh, eben ist der Strom ausgefallen uns wir sitzen im Dunkeln, Kerzen sind ja so romantisch! Hoffentlich trete ich beim zum Essen gehen nicht auf ein Streifenhörnchen, einen Hund, eine Kakerlake, oder stolpere am besten noch über die ollen Truthähne. Wo ich gerade vom Essen rede: Heute morgen im Kindergarten habe ich in der Küche geholfen, also Küche nicht wirklich, überdachter Platz mit Feuerstelle und kleinem Abstellraum trifft es eher. Zum Schneiden gibt’s hier keine Messer, wäre ja viel zu einfach! Stattdessen habe ich gelernt, mit so einem Schneideteil zu schneiden, wie ich das beschreiben soll, keine Ahnung. Ich lade ein Bildchen davon hoch, das ist praktischer. Vielleicht komme ich ja vor Weihnachten nochmal dazu, etwas zu schreiben, ansonsten wünsche ich euch allen eine schöne kalte Adventszeit! Wäre gerne mit dabei- bin aber auch gerne hier. Eine blöde Zwickmühle ist das mit dem Deutschland vermissen und gleichzeitig hier Wohlfühlen, das könnt ihr mir glauben! Eure Kathi P.S.: HAPPY BIRTHDAY, ANNCHENWUTSCHEL!!!

1 Kommentar:

  1. Man, ich versteh alles, was du beschreibst, so gut! :) Ich freu mich schon darauf, wenn wir beide Zuhause sind und ordentlich erzählen können. Ich hab heute Reis mit vegetarischem Murtubak zum Frühstück gegessen, richtig gut.
    Und ich mag es richtig gerne, wie du schreibst! Ich mach mir immer viel zu viele Gedanken darüber...
    Liebe Grüße, dein Lüddi
    Ich vermiss dich!

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